LASS UNS SCHWIERIG SEIN

Juni 17, 2022

Ist eine Frau schwierig, wenn sie selbstständig denkt, unabhängig, menschlich und fehlerhaft ist? Wenn sie etwas Unerlaubtes tut oder unerwartet Aufmerksamkeit auf sich zieht?

Über dieses Thema diskutiere ich in einem Livetalk mit

Nora Jensen und Susann Reck

Nora Jensen ist Schauspielerin, Autorin und Tangolehrerin

Susann Reck ist Filmemacherin, Regisseurin, Autorin und unterstützt andere bei der Entwicklung ihrer Stoffe

In diesem Artikel findest Du einige unserer Fragen und Thesen. Mehr davon kannst Du im Podcast hören.

Zur Einleitung versuchen wir, den Begriff „difficult Lady“, der aus dem amerikanischen Feminismus kommt zu definieren.

1. Was verstehen wir unter „difficult ladies“?

Susann Reck
Difficult Ladies sind Frauen, die als unangenehm bezeichnet werden, wenn sie anfangen, bestimmte soziale oder politische Ziele durchsetzen zu wollen, zum Beispiel – historisch gesehen – das Wahlrecht, das Scheidungsrecht, das Arbeitsrecht, in bezug auf den Gender-Pay-Gap usw.

Nora Jensen Difficult Ladies sind das Gegenteil von immer nett, charmant und höflich sein. Sie sagen nicht immer ja, sind nicht zurückhaltend und nehmen sich ihren raum, bleiben nicht im Hintergrund. Sie benennen Ungerechtigkeiten, zeigen mit dem Finger auf Wunden und setzen sich für Veränderung ein.

ich:
Difficult Ladies sehen Missstände als Challenge, nehmen diese als Herausforderungen wahr, reagieren darauf und handeln. Sie suchen die Diskussion, möchten begeistern, berühren und überzeugen

2. Was passiert, wenn „difficult ladies“ handeln?

Dadurch dass es Frauen gab, die gekämpft haben, die sich haben beschimpfen lassen, auch wenn ihr Leben dadurch sehr schwierig wurde, die Durchhaltevermögen hatten, wurden z.B. das Wahlrecht für Frauen, das Recht auf Arbeit, das Recht auf Abtreibung und vieles mehr durchgepeitscht.
Difficult Ladies haben einen starken Willen, wollen etwas durchsetzen und kommunizieren solange, bis ein gutes Ergebnis erreicht ist. Sie schaffen Veränderung für uns alle.
Alle Frauen profitieren von diesen Vorkämpferinnen, unsere Lebensumstände verbessern sich durch ihre Aktionen, werden positiver.

3. Wie wirst du eine „difficult Lady“?

Wir Frauen haben uns den patriarchalischen Strukturen angepasst und vertreten manchmal – unbewusst – lieber die Interessen des Patriarchats als unsere eigenen. Wenn wir im öffentlichen Leben weniger sichtbar und weniger hörbar sind, ist das ein Zeichen davon, dass wir in dieser patriarchalischen Struktur supergut eingebettet sind.

Wie kannst Du, wie können Wir das ändern?

Du brauchst sehr, sehr viel Bewusstsein und Achtsamkeit, um fremde Strukturen, die dir nicht entsprechen, mitzukriegen und zu benennen – das macht dich für andere „kompliziert“
Du solltest immer wach bleiben, wahrnehmen, was um dich herum passiert, dir deine eigene Meinung dazu bilden und handeln – – das macht dich für andere „schwierig“
Sei dir bewusst sein, dass 75 % der Sozialfürsorge auf der Welt von Frauen gemacht wird.
Lasst‘ uns dafür kämpfen, dass die Sozialfürsorge Anerkennung findet und gleichgestellt wird mit anderer Arbeit
Wenn Du spürst, dass die Würde eines Menschen angegriffen wird, dass etwas gegen dich gerichtet ist, gegen deine innere Würde, nimm‘ diese Challenge an und verkünde es laut. Diskutiere solange, bis eine bessere Lösung gefunden ist – das macht dich für andere zur „difficult Lady“

Unser Versprechen:

In dem Augenblick, wo du zu dir stehst, wird es tatsächlich wieder leichter . Sobald du es wagst, die Stimme zu erheben, auf etwas aufmerksam zu machen, wenn du diesen Sprung machst, wächst dein Selbstwertgefühl.

Schätze dich selbst, denn, wer soll dich schätzen, wenn du dich nicht selbst schätzt oder?
Sei öfter mal schwierig zu sein, nicht immer nur nett, sondern eben auch streitbar und mit anderen Frauen solidarisch, auch wenn es nicht immer einfach ist. Bleibe dabei offen und behalte deinen Humor